2017, 05, 20, Das Abendmahl, ein Schatz

Abendmahlsgottesdienst mit den Jugendlichen der Konfi-Gruppe                   und deren Eltern, Jubilate Kirche Bonneberg, 17 Uhr

2017, 05, 2017, 17 Uhr, Abendmahlsgottesdienst

Das Abendmahl ein Schatz

So lautet der Titel, unter dem wir das Thema „Abendmahl“ in den letzten Jahren meistens im Blockunterricht behandelt haben.

Nicht immer, aber oft sind Schätze verborgen. Sie wollen geborgen, gehoben, entdeckt sein. Wenn ich zu einem Menschen, den ich liebe, sage: Mein Schatz, dann scheint auf den ersten Blick offensichtlich zu, warum er, sie das für mich ist. Aber vielleicht bringe ich auch mit dieser Anrede zum Ausdruck, dass ich nicht glaube, den anderen, die andere bereits in- und auswendig zu kennen, sondern, dass ich mich dafür offen halte, dass ich fest damit rechne, dass es in dem Menschen, den ich mit mein Schatz anrede, noch so viele kostbare Dinge zu entdecken gibt, über die ich mir bisher noch gar nicht im Klaren bin.

Auf dem Bonneberg dürfen Kinder nun schon seit vielen Jahren von klein auf am Abendmahl teilnehmen und so seine Kostbarkeit nach und nach entdecken, einfach dadurch, dass sie daran teilnehmen, schon lange bevor sie in der Lage sind, alles zu begreifen, was in diesem Schatz drinsteckt. Wir haben uns für dieses Jahr fest vorgenommen, dass wir das auch bei uns in der reformierten Gemeinde einführen wollen.

Dass wir Abendmahl feiern dürfen ist ein Schatz, ein kostbarer Schatz, ein Geschenk. Das wünsche ich Ihnen, dass wünsche ich Euch, dass Sie, dass Ihr entdeckt, dass Sie, dass Ihr etwas verpasst, dass, wenn Sie, wenn Ihr, das nächste Mal zu einem Gottesdienst geht, in dem Abendmahl gefeiert wird und ihr bleibt sitzen und geht nicht hin.

Ich wünsche Ihnen und Euch das für den Fall, dass es Ihnen, dass es Euch nicht schon längst klar ist. Das wäre das Beste, wenn ich gerade dabei bin, nur offene Türen einzurennen. Das wäre das Beste, wenn meine Aufgabe nur darin besteht, uns in dem zu bestärken, was uns seit langem Gewissheit ist

Das Abendmahl, ein Schatz der Erinnerung

Wir haben uns das Abendmahl nicht selbst ausgedacht. Es war nicht unsere Idee. Jesus hat sich das, nein, nicht ausgedacht, er hat es eingeführt. Wir sind beim Abendmahl nicht der Gastgeber. Wir müssen nichts vorbereiten. Wir sind die Gäste, herzlich bei Gott willkommene Gäste, die sich von hinten bis vorne bedienen lassen dürfen.

Im Abendmahl bringt sich Gott bei uns in Erinnerung, weil er weiß, wie schrecklich vergesslich wir sind. Er erinnert uns daran, was er in Jesus für uns getan hat. Er erinnert uns daran, wie groß seine Liebe ist. Er erinnert uns daran, was er sich diese Liebe kosten lässt. Er erinnert uns daran, dass er nicht nur dazu bereit ist, sondern dass er jederzeit von sich aus den ersten Schritt auf uns zugeht. Er will nicht nur Kontakt, er will nicht nur Gemeinschaft mit uns. Sondern er sucht sie, mit allen Mitteln, die ihm zu Verfügung stehen.

Indem wir zusammen Abendmahl feiern, besinnen wir uns auf unser Fundament, auf das, was uns trägt. Auf das Fundament, das was wir uns nicht selbst schaffen müssen, sondern das Gott uns geschenkt hat, und das uns niemand wegnehmen kann.

Das Abendmahl ist ein Schatz der Vergebung

Im Abendmahl feiern wird, das Gott bereit ist, uns zu vergeben, trotz all den Sachen, die wir auf der Welt und untereinander anrichten. Wir feiern, dass Gott bereit ist, uns zu vergeben, was wir mit unserer Friedlosigkeit ihm antun.

Gottes Bereitschaft, uns zu vergeben, ist das Gegenteil von billig. Sie hat ihn das Teuerste und Liebste, sie hat Jesus das Leben gekostet.

Jesus wurde von uns Menschen unschuldig ermordet. Und die, die daran nicht aktiv beteiligt waren, die haben sich mit schuldig gemacht, indem sie Jesus verleugnet, verraten, im Stich gelassen haben.

Gott hat sich dafür nicht gerächt, im Gegenteil. Er hat das zugelassen, damit wir begreifen, wie weit er mit seiner Liebe geht. Er hat auf das Gebet seines Sohnes gehört: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.

Indem wir zusammen Abendmahl feiern, werden wir vergewissert, dass wir einen solchen Gott haben, einen der seine Feinde liebt. Einen, der mit der Vergebungsarbeit anfängt, noch während wir gar nicht erkannt haben, was wir angerichtet haben. Uns darüber nicht im Klaren sind, uns das nicht klar machen wollen, weil wir immer noch in dem Wahn leben, wir könnten keiner Fliege was zu leide tun.

Gott verlangt von niemandem von uns, dass wir es genauso halten. Er verlangt nicht von uns, dass wir auch dazu fähig sind, denen zu vergeben, die uns tief verletzt haben, und die noch gar nicht begriffen haben, was sie da angerichtet haben, die sich noch nicht mal die Mühe gemacht haben, es zu verstehen.

Aber er hofft schon, dass, wenn wir bei ihm sehen, wie weit er mit seiner Vergebungsbereitschaft uns gegenüber bereit ist, zu gehen, dass das auf uns nicht ohne Wirkung bleibt. Er hofft, dass er uns Mut macht, unsererseits, Schritt in Richtung Vergebung zu suchen, ernsthaft zu suchen, zu wagen, zu riskieren. Wir feiern im Abendmahl, dass Gott nicht bereit ist, sich mit unserer, mit meiner Friedlosigkeit abzufinden. Gott hofft, dass er uns dazu bewegen kann, dass wir uns mit unserer Friedlosigkeit nicht abfinden.

Vielleicht schafft er es im Einzelfall sogar, dass wir uns von ihm die Kraft erbitten, einem Menschen zu vergeben, der gar nicht weiß, der gar nicht begriffen hat, was er uns mit seinen Worten, mit seinen Taten angetan hat.

Wir sind nicht Gott, wir sind Menschen, die Regel wird das unter uns eher nicht werden. Vergebung ist kein Automatismus. Sie passiert nicht auf Knopfdruck. Sie kostet in aller Regel Mühe, Arbeit, die Bereitschaft, den Versuch, sich in die andere Person hinein zu versetzen, zu überlegen, wie ich mich ändern kann, die Kraft, in einer Form, um Verzeihung zu bitten, dass der andere Mensch mir das abnehmen kann, dass das aufrichtig gemeint ist.

All diese Kraft besitzen wir kaum aus uns selbst. Aber im Abendmahl feiern wir Gott als die Kraft quelle, die imstande ist, uns dazu zu frei zu machen,

Es ist kein schlechter Brauch, es ist im Gegenteil Jesu Gebot, bevor ich zum Abendmahl gehen, mir zu ´überlegen, wie ich mich mit dem versöhnen kann, den ich verletzt habe, und dann hinzugehen und es zu versuchen.

Das Abendmahl, ein Schatz der Gemeinschaft

Im Abendmahl feiern wir, dass wir Gottes geliebte Kinder sind, keine Einzelkinder, sondern Geschwisterkinder. Es gibt Geschwisterkinder, die ein Herz und eine Seele sind, es gibt Zwillingen, die keinen ganzen Tag voneinander getrennt sein mögen. Und es gibt Geschwisterkinder, die sind wie Katz und Maus, die schaffen es, wegen – zumindest in den Augen der anderen Kleinigkeiten – in Nullkomma nichts einander an die Gurgel zu gehen. Diesselben Geschwisterkinder halten in der Regel wie Pech und Schwefel zusammen, wenn es drauf ankommt, oft reicht es dazu schon, dass jemand von außen kommt und sich gegen mein Geschwisterkind wendet, mit dem ich mir gerade noch in den Haaren gelegen habe. Und es gibt Geschwisterkinder, die reden nach einem Erbstreit oder wegen anderer Konflikte jahrzehntelang kein Wort miteinander.

All das gibt es auch unter Gottes Kindern. All das gibt es auch zwischen den Geschwistern, die beim Abendmahl zusammen kommen. Niemand von uns hat sich seine Geschwister, die mit ihm zusammen Abendmahl feiern ausgesucht. Wir sind die Gäste, wir sind nicht der Gastgeber. Jesus hat entschieden, wenn er mit dabei haben will. Die Frage an uns ist, ob wir uns das gefallen lassen, ob wir uns darüber freuen können, darüber freuen wollen.

So wie im Gleichnis vom Verlorenen Sohn der Ältere Sohn vor der Frage stand, ob er verbiestert draußen stehen bleiben will, oder ob er sich von der Freude seines Vaters anstecken lassen will, der Freude darüber, dass der verlorene, tot geglaubte Sohn aus der Fremd zurück ins Elternhaus gekommen ist. Er ist seinem Jungen entgegen gelaufen. Er hat ihn mit offenen Armen aufgenommen. Er ist so glücklich, ihn endlich wieder zu haben, dass er sofort das gemästete Kalb hat schlachten lassen, um ein Fest zu feiern. Und jetzt bittet er seinen Älteren, den er doch keinen Deut weniger lieb hat. Willst Du Dich wirklich selbst ausschließen, willst Du nicht mit reinkommen, um gemeinsam mit uns zu feiern. Im Abendmahl feiern wir, wie wir in der reformierten Gemeinde sagen, dass Gott uns als Geschwister miteinander verbunden hat, und dass wir uns als Geschwister gegenseitig liebhaben und einander beistehen dürfen. Um das sichtbar zum Ausdruck zu bringen, essen wir alle von demselben Brot, wir trinken aus demselben Kelch, was wir sonst nur unter engen Freunden oder zwischen Mann und Frau, Freundin und Freundin tun.

Wir stehen nicht unter dem Zwang einander lieben zu müssen. Niemand wird den Älteren sohn dazu zwingen, mitzufeiern. Gott ist der letzte, der das tun wird.

Aber er gibt uns die ausdrückliche Erlaubnis, die Geschwister, die mit uns Abendmahl feiern zu lieben, in dem Wissen, dass er sie liebt, in dem Wissen, dass er weiß, warum es gut für uns ist, das er uns zusammen gebracht hat. Weil er uns bei seinem Fest mit dabei haben möchten. Weil es ihm in der Seele weh täte, wenn wir uns selbst davon ausschließen. Weil unseren Gott in der Seele der Schaden leid täten, den wir uns selbst damit antun, wenn wir uns selber ausschießen, wenn wir es uns trotz seiner ausdrücklichen Erlaubnis verbieten, unsere Geschwister zu lieben.

Das Abendmahl, ein Schatz der Zukunft, ein Zukunfsschatz

Drei Dinge möchte ich dazu sagen:

1 Aus dem Abendmahl, aus dem was uns Gott geschenkt ist, um uns zusammenzubringen ist, daraus haben wir tragischerweise einen der größten Zankäpfel zwischen uns gemacht. In welcher Weise ist Jesus gegenwärtig, ist er mit dabei in dem Moment, in dem wir Abendmahl feiern? Lutheraner und Reformierte haben Jahrhunderte lang nur deswegen nicht zusammen Abendmahl gefeiert. Zwischen Reformierten und Lutheranern ist dieser Streit überwunden, nicht seit Ewigkeiten, erst seit einigen Jahrzehnten, aber gottseidank ist dieses Streit zumindest in seiner Wurzel überwunden, sonst würden wir jetzt hier nicht zusammen sitzen. Mit den katholischen Christen und Christinnen besteht noch immer keine Abendmahlsgemeinschaft.

Wenn wir Abendmahl feiern, dann blicken wir in die Zukunft, dann freuen wir uns schon auf den Tag, an dem wir das Abendmahl gemeinsam mit Jesus feiern werden, nicht mehr nur in seiner geistigen Gegenwart, sondern von Angesicht zu Angesicund dann wird es mit unsren ungeklärten Fragen vorbei sein. Sie werden sich entweder in Wohlgefallen auflösen oder wir werden Jesus unsere offenen Fragen stellen, und er wird sie uns beantworten, so dass sie hinfällig werden. Darauf dürfen wir uns heute schon freuen, dass wir auf den Tag zu leben, dass wir mit Jesus bei Brot und Wein zusammen an einem Tisch sitzen werden.

2 Abendmahl ist die Vorfreude auf den Tag, an dem wir mit Menschen aus allen Konfessionen, aus allen Ländern der Erde zusammen an einem Tisch sitzen werden. Dann wird mit dem ganzen, „meine Nation“, „mein Vaterland“ endgültig Schluss sein.

Und deshalb sagen ich oft: es ist höchste Zeit, dass wir uns als Christen und Christinnen schon mal jetzt darauf einstellen, dass wir mit dieser Art von Gemeinschaft jetzt schon mal im Kleinen anfangen, sie einzuüben und sich an ihr zu freuen. In jedem Abendmahl, dass wir zusammen feiern,

üben wir ein Stückchen Himmel ein. Gott will, dass wir schon jetzt einen Vorgeschmack seiner himmlischen Herrlichkeit haben.

3 Ich lebe wirklich gern. Ich glaube, ich bin ein Mensch, dem das Sterben einmal schwer fallen wird. Vielleicht könnt gerade ihr Jugendlichen nicht verstehen, was ich jetzt sage. Ich glaube, mir wäre das als Jugendlicher auch eher fremd vorgekommen.

Aber in der letzten Zeit, da nehme ich des Öfteren bei mir so eine Sehnsucht nach dem Himmel wahr, danach erleben zu dürfen, dass das endlich aufhört, mit dem Streit, mit dem Krieg, mit der Gewalt.

Am letzten Donnerstag war ich endlich wieder bei der syrischen Familie, die ich seit über einem Jahr regelmäßig besuche. Shaden, die älteste Tochter, die jetzt in die fünfte Klasse geht, hat mir erzählt, dass vor Kurzem der Cousin ihrer Mutter ermordet worden ist. Ihm wurde der Kopf abgeschlagen. Die Männer, die ihn ermordet haben, haben anschließend mit dem Kopf gespielt.  Ich sehne mich danach, dass das endlich aufhört.

Ich denke an den Streit in unserer Gemeinde, der so viel Kraft kostet, der mir so überflüssig vorkommt und bei dem ich mich zwischendurch immer nur ohnmächtig fühle.

Und wenn ich bei Euch in der Gruppe so kleine Streitereien sehe, wo ihr euch gegenseitig wehtut, wahrscheinlich auch, ohne es zu wollen oder ohne euch das richtig klar zu machen, und ich bekomme das mit, steh dabei, versuch es zu verhindern oder wenigstens abzumildern und ich muss erkennen, dass ich trotz meiner guten Absichten viel zu ungeschickt dazu bin. In solchen Situationen sehne ich mich manchmal einfach nur danach, dass das aufhört. Und das meine ich mit der Sehnsucht nach dem Himmel.

Es geht nicht darum, sich in den Himmel wegzuträumen. Wir sollen im Abendmahl einen Vorgeschmack der himmlischen Herrlichkeit haben. Wir sollen erleben, wie Gott uns jetzt schon zusammen bringt wir sollen Mut fassen, schon jetzt ein bisschen wie im Himmel zu leben

Amen

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