Wenn man Wilhelm Wömpner so sieht, mag man kaum glauben, dass er schon 76 Jahre alt ist. Von seinem Wohnzimmer aus hat er einen herrlichen Ausblick auf das Wesertal, denn das 1959 gebaute Haus steht hoch oben in der Winterbergstraße. Damals ist er zusammen mit seiner Mutter, seinem Bruder Klaus und seiner Oma hier eingezogen. Die sind inzwischen alle verstorben. Sein Vater ist bereits 1945 auf dem Rückzug aus Russland gefallen. Dass er jetzt ganz allein in dem schönen Haus am Hang wohnt, macht ihm manchmal schon zu schaffen.
In Vlotho geboren und aufgewachsen, hat Herr Wömpner nach dem Abschluss der Volksschule hier auch seine Lehre als Einzelhandels-kaufmann gemacht. Danach zog es ihn in die Fremde, zunächst ins schwäbische Nagold, dann nach Langeoog. 1961 kehrte er nach Vlotho zurück und heiratete 1963 Gisela Sassenberg. Zusammen übernahmen die beiden kurz darauf einen Lebensmittelladen in Altenau im Oberharz, den sie zehn Jahre lang führten. Nach der erneuten Rückkehr nach Vlotho war er für Edeka im Außendienst tätig, bis er 2003 in Rente ging.
Seine Frau Gisela und er hatten sich sehr auf ihren gemeinsamen Ruhestand gefreut. Doch dann erkrankte sie kurz darauf an Krebs und starb 2003, nachdem er sie die letzten fünf Monate zuhause gepflegt hatte. Das war eine schwere Zeit für ihn und er ist seinen Söhnen Sven und Jörn, die im Kalletal leben, und auch den beiden Schwiegertöchtern bis heute dankbar für ihren liebevollen Beistand. Von Seiten der Gemeinde hat er in dieser Situation ebenfalls große Unterstützung erfahren, vor allem durch die Ehepaare Finkbeiner und Friehe und Pastor Reuter. Sie halfen ihm auch über seine Glaubenszweifel hinweg, die aufgekommen waren, als 1992 sein dritter Sohn Arndt nach vielen vergeblichen Therapieversuchen im Alter von 23 Jahren an Krebs gestorben ist.
Mittlerweile hat Herr Wömpner wieder neuen Lebensmut geschöpft. Er freut sich über seine Enkeltöchter Lea-Marie und Valerie (beide 20). Er geht weiter seinem liebsten Hobby nach, dem Wandern, gerne im Harz, wo er auch ein Ferienhaus besitzt. Oder er macht Fahrradtouren, meist zusammen mit Erika Backmeister, mit der ihn eine herzliche Freundschaft verbindet. Außerdem kümmert er sich um seinen riesigen Garten. Und er ist im hiesigen Heimatverein aktiv.
Sehr aktiv ist Herr Wömpner auch in unserer Gemeinde. Er gehört seit Jahren dem Gemeindebeirat an und ist ein fester Bestandteil unseres Männerkreises. Wann immer in St. Johannis jemand gebraucht wird, der zupackt – bei den Vorbereitungen für den Erntedankgottesdienst oder fürs Stadtfest etwa – da ist er zur Stelle. Auch an der Organisation von Wanderungen und Ausflügen ist er beteiligt. Und er war einer der Ersten, die mit nach Rimaszombat gefahren sind. Dabei gehörte er ursprünglich zu St. Stephan, wo er getauft und 1953 konfirmiert wurde. Aber über seine Frau, die sogar Presbyterin war, ist er zu unserer Gemeinde gekommen. In ihr fühlt er sich ausgesprochen wohl. Die familiäre Atmosphäre trägt dazu ebenso bei wie die anheimelnde kleine Kirche. Und auch mit den Pastoren hat er sich stets gut verstanden. Bedauerlich findet er nur, dass das Gemeindeleben durch die Sparzwänge immer weiter eingeschränkt wird.
Sein liebstes Kirchenlied, das auch sein verstorbener Sohn sehr mochte, ist im Gesangbuch unter der Nr. 663 zu finden:
„Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer,
wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.“
Dieter Westermann