Konfirmationspredigt 17. Mai 2015, 1. Mose 1,31

2015, 05, 17, 1. Mose 1,31, Konfirmation

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Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte und sieh da: sehr gut!

 

 

Liebe Bente, lieber Jeffrey, liebe Jule, liebe Lea, liebe Lara, liebe Lilly, liebe Madeleine, liebe Marit, lieber Maurice!

HERR, unser Gott, geliebter Vater im Himmel. Sieh da: sehr gut. Das ist Dein Urteil über Deine Menschen, über alle Deine Menschen. Es ist Dein Urteil über jede einzelne und jeden einzelnen von uns.Dein Urteil über uns fällt anders aus als unser eigenes Urteil. Es fällt anders aus als wir selbst uns beurteilen. Es fällt anders aus als das Urteil der anderen, die Tag für Tag mit unseren Macken und Sonderheiten zurechtkommen müssen. Wahrscheinlich ist Urteilen überhaupt das falsche Wort. Wenn ich Dir zuhöre, dann schwingt bei Dir eine Menge Staunen mit. Du bist überrascht von Dir selbst, von Deinen Menschen: sieh da: sehr gut! Kein Zweifel möglich! Tatsächlich wahr!

Du bist unser Gott, Du kennst uns besser als wir selbst uns kennen. Du liebst uns anders, bedingungsloser als irgend jemand sonst das tut. Du forderst uns und Du gibst uns Verantwortung wie niemand sonst das tut. Viele gute Gründe, dass wir Deinem Urteil, dass wir Deinem Staunen über uns Vertrauen schenken.

Sieh da, sehr gut! Das ist Dein staunender Ausruf über die neun Jugendlichen unserer Konfirmandengruppe: über Bente, Jeffrey, Jule, Lea, Lara, Lilly, Madeleine, Marit und Maurice. Was die Neun betrifft, fällt es mir leicht, Deinem Staunen zuzustimmen. Schließlich habe ich zwei Jahre lang das Vorrecht genossen, sie unterrichten zu dürfen. Wie oft hat mir die Zeit mit Ihnen einfach gut getan, gerade an Tagen, an denen es mir persönlich nicht so gut ging. Da bin anders aus dem Untericht weggegangen als ich gekommen bin.

Ich möchte Dir heute im Konfirmationsgottesdienst gerne öffentlich dafür Danke sagen: Danke, dass es diese neun Jugendlichen in unserer Gemeinde gibt. Ich möchte versuchen, allen, die heute gekommen sind, von dem zu erzähllen, was Du uns in ihnen schenkst, was wir an ihnen haben dürfen. Ich hoffe, dass Dein Staunen über die Neun ansteckend wirkt. Ich hoffe, wir lassen uns von Dir anstecken über jeden einzelnen und jede einzelne von uns zu staunen.

Ich will aufpassen, dass ich mir kein Bildnis von den Neunen mache. Was ich heut sage ist sicher nicht die Wahrheit über unsere Konfirmandengruppe. Es sind nur meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke. Es ist nur ein kleines, sehr ergänzungsbedürftiges Mosaiksteinchen. Mein Mosaikstein ist nicht aus Granit, er wird sich verändern, weil sich die Neun verändern werden.

Als erstes möchte ich Dir, HERR, lieber Vater im Himmel „Danke“ sagen, dass Du die Jugendlichen in genau dieser Konstellation zusammmengebracht hast. Das ist sehr gut, dass die Neun selbst sich anscheinend nicht über die Wirkung bewusst sind, die sie auf andere haben. So kommen sie gar nicht erst auf die Idee, sich etwas darauf einzubilden. Besonders aufgefallen ist mir das bei der Vorbereitung des Vorstellungsgottesdienstes. Madi und Marit wollten in ihrer Predigt etwas darüber sagen, warum die Erwachsenen in der Gemeinde die Jugendlichen brauchen. So was über sich selbst zu sagen, damit haben sie sich sichtbar schwer getan. Und da haben sie lieber zwei Erwachsene befragt und in ihrer Predigt wiedergegeben, was die gesagt haben.

Die Neun haben so eine nüchtern selbstverständliche Art, mich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Sie kommen gar nicht erst auf die Idee, mir Honig um den Mund zu schmieren. Sie versuchen als Gruppe nicht, etwas darzustellen. Sie versuchen nicht, etwas zu sein. Sie sind etwas. Sie sind die, die sie sind. Die meisten von ihnen haben in ihrer Vorstellung im Gemeindebrief geschrieben, wie wichtig ihnen das Thema „Taufe“ ist. Ob sie begriffen haben, HERR, dass Du uns in unserer Taufe Deine bedingungslose Liebe bezeugst? Fühlen sie sich sicher in Dir? Ist es das, was bei mir den Eindruck erweckt, dass sie als Gruppe in sich ruhen? Das wäre schön, weil deine Liebe so ein sicheres, tragfähiges Fundament ist.

Auch für die Konfirmandengruppe gilt, das Ganze ist mehr als die Summer seiner Einzelteile. Doch genauso wesentlich, dass sie aus neun unverwechselbar einzelnen Menschenwesen besteht. Über jeden und jede von ihnen gerätst Du ins Staunen: Sieh da, sehr gut. Und so möchte ich mich Dir anschließen und über alle ein wenig einzeln erzählen. Meine Reihenfolge ist ausschließlich alphabetisch. Sie hat nichts mit Gewichtung zu tun. Sie sind als Gruppe nicht eitel; HERR, aber jede und jeder für sich sind sie empfindsam und das ist gut so.

Du siehst Bente an, die Du gemacht hast, und sieh da: Sehr gut! Ich glaube, Bente kenne ich von allen am längsten. Sie war zwei oder drei als sie mit ihren Eltern und ihren zwei Brüdern das erste Mal mit bei uns auf Familienfreizeit auf Spiekeroog war. Ein Sonnenschein, keine Frage, nicht nur für ihre Familie. Da sind sich alle einig: auf den Freizeiten, all die Jahre im Kindergottesdienst: knuffig ist Bente, schlagfertig, mit viel trockenem Humor. Und jetzt im Untericht merke ich deutlich, wie sie anfängt, erwachsen zu werden. Sie ist wie so viele in der Gruppe entwaffnend ehrlich, bringt klare Argumente, legt ihren Finger auf die Schwachstellen und zeigt trotzdem weiter ihr großes Herz, nicht nur für die Tiere. Ihr Spaß am Englisch öffnet in Prag Türen zu den Mädchen aus der Slowakei. Ihr Bruder Thorben ist für ein Jahr in Australien. Wo er auch genau ist, er wird heute morgen ganz bestimmt an sie denken.

Du weißt, HERR, dass Bente große Stücke auf Dich hält. Sie traut Dir viel zu. Sie rechnet mit Deiner Macht und Deiner Gewalt, mit Deiner Erkenntnis. Enttäusch sie nicht!

Du siehst Jeffrey an, den Du gemacht hast, und sieh da, sehr gut! Auch Jeffrey kannte ich schon lange vor dem Katechumenenunterricht. Auch er ist schon früh im Kindergottesdienst aufgetaucht. Er hat sich zwischendurch längere Zeit zurückgezogen, aber irgendwann ist er wieder aufgetaucht, wie er das versprochen hatte. Wenn Jeffrey sich für eine Sache interessiert, dann aber richtig, dann mit ungeteiltem Herzen und ganz egal, was die anderen sagen. Jeffrey liebt die Gorillas. Er hat so viele Bücher über sie gelesen und Filme gesehen. Er kann ihnen ganz alleine stundenlang mit wachsender Begeisterung zusehen. Er sorgt mit großem Verantwortungsgefühl für die Fische in seinem Aquarium. Er achtet sorgfältig darauf, dass sie genau die richtige Temperatur zum Leben haben. Er ist ein Hardcore Heavy-Metal-Fan und es stört ihn nicht, wenn er bei den Mädchen in der Konfi-Gruppe mit dieser Vorliebe keinen Blumentopf gewinnt. Er hat trotzdem einen weiten Horizont. Er kennnt nicht nur seine Lieblingsmusik. Ich hoffe er findet bald einen Erwachsenen, der mit ihm zu einem Konzert der Slipknots geht. Ich glaube, er liebt seine kleine Schwester Tokessa nicht weniger als sie ihn. Gottes Geist macht Jeffrey furchtlos, er gibt ihm Kraft und Liebe und Besonnenheit.

Du siehst Jule an, HERR, die Du gemacht hast und sieh da: Sehr gut! Was haben wir für ein Glück, dass Jule, die in der St. Stephans-Gemeinde getauft ist, den Mut aufgebracht hat, sich in unserer Konfirmandengruppe anzumelden, obwohl sie die anderen vorher eher weniger kannte. Was für ein Segen, dass Ihre Schwester Merle sie schon ein, zwei Jahre zuvor für ein Rollenspiel in einem unserer Jugendgottesdienste engagiert hatte. Sie hat sofort mit ihrem Schauspieltalent geglänzt und konnte schon mal bei uns reinschnuppern. Ich glaube, Jule unterschätzt auch als Einzelwesen bei Weitem den Eindruck, den sie bei anderen hinterlässt. Wahrscheinlich ist auch das ein Segen und daher ein Fehler, wenn ich das ausplaudere. Aber ehrlich gesagt mache ich mir da keine großen Sorgen. Nicht anders als Du, HERR. Dazu weiß Jule zu genau, was sie will und was sie nicht will. Und dabei ist sie auf so eine unaufdringliche Weise freundlich und offen. Danke, HERR, dass Du sie unsere Gruppe gebracht hast.

Jule hält Ausschau nach Dir, HERR, Du siehst es. Auch sie erwartet viel von Dir, nicht nur für sich selbst, auch für Dein Volk, für die ganze Welt, für die Hügel und die Bäume, für Deine ganze Schöpfung.

Du, unser Gott, siehst Lara an, die Du gemacht hast und sieh da: sehr gut. Du siehst, Lea an, die Du gemacht hast und sieh da, sehr gut. Was ihr Bruder Jan und wir in der Gemeinde mit unseren Einladungen nicht geschaft haben, ihrer gemeinsamen Freundin Lilly ist es gelungen: sie in Kontakt mit unserer Gemeinde zu bringen. Es ist schon etwas Tolles, Faszinierendes, HERR, dass Du wolltest, dass es so etwas wie eineiige Zwillinge gibt. Ja, zu Hause, da kann man sich getrost schon mal zoffen und wenn es sein muss auch heftig, aber in der Außenwelt, da heißt es „gemeinsam sind wir stark“, gemeinsam sind wir eine Bank, fast unbezwingbar, da will die eine nur höchst ungern ohne die andere sein. Unsere Geheimnisse, die uns schützen, die versteht ihr sowieso nicht. Es macht Spaß, die anderen an der Nase herzumzuführen, wer von uns, wer ist.

Aber umgekehrt macht es auch Spaß, sich an der Nase herumführen zu lassen, den beiden auf den Leim zu gehen, sich verwirren zu lassen und es zu genießen, dass es da ein nicht zu durchschauendes Geheimnis gibt, dass auch eineiige Zwillinge mehr sind als die Summe ihrer Teile.

Aber nun will ich ja versuchen, zu sagen, was die beiden für sich besonders macht. Da reicht das mit den Farben und Leas Muttermal einfach nicht aus. Dir, unserm Gott, ist das ein Leichtes. Dir sind Ihre Eigenarten vertraut, von Mutterleib an. Es war eine erste Hilfe, ein Hoffnungsschimmer, dass Lilly neulich gesagt hat: Lea, die lacht viel mehr und Lara macht öfter einen auf Spaßbremse, die ist viel ernster. Wäre verhängnisvoll, die beiden jetzt in eine Schublade einzusperren und so zu tun, als ob Lara nicht auch lacht und Lea nicht ernsthaft sein kann, davor bewahre mich, HERR.

Aber eine kleine Orientierungshilfe ist es schon. Es fällt mir auf einmal leichter, zu unterscheiden, mit wem ich es am Telefon gerade zu tun habe und auch an den Gesichtszügen nehme ich plötzliche Unterschiede wahr, die ich vorher so nicht geblickt habe. Und darüber freue ich mich und hoffe, dass ich noch mehr herausfinde, was Dir mit Lea und was Dir mit Lara Besonderes gelungen ist.

Die beiden haben das gleiche Lieblingslied. Aber sie haben sich jeweils einen eigenen Konfirmationsspruch ausgesucht.

Bevor die Berge geboren wurden und die Erde unter Wehen stand, warst Du schon, unser Gott, und hast bereits an Lea gedacht. Du zeigst Lara den Weg zum Leben. In deiner Nähe, wird sie froh und glücklich sein.

Du siehst Lilly an, HERR, die Du gemacht hast, und sieh da: sehr gut. Völlig klar, da agiert man zunächst schüchtern, wenn man zum ersten Mal mit der großen Schwester zum Kindergottesdienst geht und da keinen kennt. Aber wie lange ist das her? Wie schwer kann man sich das vorstellen, wenn man heute die selbstbewusste Lilly erlebt, die eine der Wortführerinnen in ihrer Konfirmandengruppe ist, die weiß, wie man geschickt Fäden zieht, der öfter der Schalk im Nacken sitzt und die gerne Streiche ausheckt, die einen Blick für die anderen hat und gute Ideen und die auch einbringt, der man als Freundin Dinge anvertrauen kann, die sonst niemand wissen muss. Und die bei allem gesunden Selbstbewusstsein und Durchsetzungsvermögen niemand ist, die über den Dingen steht, der alles nichts anhaben kann, die wie jeder von uns sich über Aufmerksamtkeit freut. Du, unser Gott, kennst Lilly. Wir Menschen sehen, was vor Augen ist, aber Du, HERR, siehst das Herz an.

Du siehst Madi an, die Du gemacht hast und sieh da: sehr gut. Ob ihr das alle an der Nasenspitze ansehen oder nicht, egal, Madi hat Mut, Sie traut sich ne Menge zu. Sie weiß sich der Worte zu bedienen, weiß, wie man mit Worten treffen kann, dass das keine Frage der Lautstärke ist. Sie ist beharrlich, sie traut sich, zu insistieren und dem, was sie will, Nachdruck zu verleihen. Ihr Talent als Predigerin hat sie letzten Sonntag unter Beweis gestellt, und wenn ich ihr Angebot angenommen hätte, dann hätte sie auch heute gepredigt und es wäre nicht wieder so schrecklich lang geworden. Sie tritt mit ihrem Zwillingsbruder Maurice in der Öffentlichkeit längst nicht so demonstrativ geschlossen auf wie Lara und Lea. Aber lassen wir uns auch da nicht täuschen durch das, was vor Augen ist. Ich glaube, wenn es drauf ankommt, dann wissen die beiden sehr gut, was sie aneinander haben.

Madi mag den Taufspruch, den sie sich ausgesucht hat und der jetzt auch ihr Konfirmationsspruch ist. Christus bringt uns zusammen. Seine Kraft, uns zu einen, ist stärker als alle Unterschiede, die es zwischen uns Menschen gibt.

Du, unser Gott, siehst Marit an, die Du gemacht hast, und sieh da: sehr gut. Meine erste Erinnerung an Marit ist ihr Auftritt als Weihnachtsengel in einem unserer Krippenspiele am Heiligabend. Sie hat also am letzten Sonntag nicht zum ersten Mal hier oben auf der Kanzel gestanden und gepredigt. Marit ist in ihrer Familie die mittlere von drei Geschwistern. Ich glaube, sie hat Talent ausgleichend zu wirken. Sie ist niemand, die ständig im Mittelpunkt stehen muss. Sie macht nicht so viele Worte. Sie beobachtet genau und hört lieber erst Mal eine Weile aufmerksam zu. Aber wenn sie dann etwas sagt, dann haben ihre Worte Gewicht. Marit strahlt Ruhe aus. Sie macht sich nicht wegen jeder Kleinigkeit verrückt. Sie kann sehr herzlich und freundlich sein. Wenn Du weißt, dass Gott mit dir ist in allem, was Du tun wirst, dann gibt es nichts, wovor du dich fürchten musst, was es auch sein mag.

Du, unser Gott, siehst Maurice an, den Du gemacht hast, und sieh da: sehr gut. Wenn man in seiner Konfirmandengruppe nur noch einen weiteren Jungen an seiner Seite hat, die anderen sieben alle Mädchen und wahrlich nicht auf den Mund gefallen und ganz bestimmt keine Mauerblümchen sind, dann muss man sehen, dass man ein Bein an die Erde bekommt. Maurice ist kein Freund der lauten Worte, um sich durchzusetzen.um sich Gehör zu verschaffen. Aber er macht sich seine eigenen Gedanken und die haben in der Regel Hand und Fuß. Er ist kein Schwätzer. Es lohnt sich, Maurice zuzuhören. Er ist in der Lage, seine Umwelt zu überraschen. Er tut und sagt Dinge, die du nicht erwartet hättest. Er wird sein Fähnchen nicht nach dem Wind drehen. Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Du, HERR, siehst an, was Du gemacht hast: die neun Jungen und Mädchen, die heute konfirmiert werden, uns alle, die wir heute zusammen mit ihnen feiern und uns mit ihnen freuen. Du lässt Dich durch das, was Du an uns sieht ins Staunen versetzen. Sieh da, sehr gut. Was hindert uns, dass wir uns von Deinem Staunen anstecken lassen?

Amen

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