Galater 3, 23-29, Partnerschaftssonntag Tambarare
Liebe Gemeinde!
Den Bibeltext, den ich gerade vorgelesen habe, den haben Menschen aus dem Partnerschafts-Arbeitskreis in Tambarare ausgesucht.
Sie haben uns nicht geschrieben, warum sie sich gerade für diesen Text entschieden haben.
Ich denke, sie haben Vertrauen zu Gottes Heiligem Geist, dass er mit Hilfe dieser Worte heute morgen zu uns reden wird.
Glaube ist Vertrauenssache.
Glauben heißt vertrauen.
Wenn Dich jemand fragt: „Glaubst Du an Gott?“ und Du antwortest: „Ja, ich glaube.“
Dann sagst Du damit: Ich hab Vertrauen zu Gott
Ich vertraue Gott, dass er mich liebhat.
Ich vertraue ihm: Er weiß, was gut für mich ist, was mir hilft.
Er weiß, was gut für meine Eltern ist,
für meine Freunde, für meine Lehrer und Lehrerinnen, für die Kollegen auf der Arbeit und für meine Chefin.
Ich vertraue ihm, dass er mich sieht,
dass er mich wahrnimmt, dass er mich aushält,
nicht Reißaus nimmt, dass er sich mit mir freut,
wenn ich fröhlich, ausgelassen, glücklich bin,
dass er bei mir bleibt und mich tröstet,
wenn ich mit dem Schluchzen gar nicht mehr aufhören kann oder vor Wut am liebsten alles in Stücke schlagen möchte.
Wem glaubst Du? An wen glaubst Du?
Zu wem hast Du Vertrauen?
Vertrauen fällt nicht vom Himmel.
Es versteht sich nicht von selbst.
Es ist nicht selbstverständlich,
dass Du Vertrauen zu Deinem Vater, zu Deiner Mutter, zu Deinem Freund,
zu Deiner Freundin, zu Deinem Lehrer, zu Deiner Chefin hast.
Es ist so schwer, wenn Du mit Deinem Vertrauen Schiffbruch erlitten hast,
erst Recht, wenn Dir das viel öfter als nur einmal passiert ist.
Glaubst Du an Gott? Vertraust Du ihm? Hast Du zu Jesus Vertrauen?
„Denn ihr seid alle Kinder Gottes durch das Vertrauen zum Messias Jesus,“
steht in unserem Text. Denn ihr alle,
die ihr auf den Messias Jesus getauft seid, habt den Messias angezogen wie ein Kleid.“
Wie ein Kleid hast Du bei Deiner Taufe Jesus angezogen. Wie die Jeans, das T-Shirt und den anschmiegsamen Pullover, den Du trägst,
ist Dir Jesus bei Deiner Taufe zu einer zweiten Haut geworden, die Dich kleidet, die den anderen in die Augen fällt, die schwer zu übersehen ist,
und die Dich gleichzeitig schützt, dass Du Dich nicht nackt und schutzlos fühlen musst.
Ja, sagst Du, ich bin auf Jesu Namen getauft worden. Aber da war ich noch sehr klein. Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Das kenne ich nur von den Fotos.
Das haben meine Eltern für mich entschieden.
Ab und zu bin ich zum Kindergottesdienst gegangen, das stimmt. Ein paar Geschichten aus der Bibel kenne ich dadurch schon. Beim Krippenspiel eine Rolle übernehmen macht Spaß, kann ich gar nicht so genau erklären, warum.
Und dann habe ich mit dem Konfi-Unterricht angefangen. Da geht es immer mal wieder auch um die Gebote
Ich bin Dein Gott, Israel, ich habe Dich aus der Sklaverei befreit,
Du weißt, dass Du mir vertrauen kannst. Du sollst, nein, Du wirst keine anderen Götter neben mir haben.
Richtet nicht, auf das ihr nicht gerichtet werdet!
Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst! Deinen Nächsten lieben, das ist Dein Leben.
Weil Du und er, Du und sie, Ihr seid wie zwei Teile eines Körpers, von dem Jesus der Kopf ist.
Ihr braucht einander, ihr könnt gar nicht ohne einander, die eine ohne die andere.
Es kann das Auge nicht zu der Hand sagen: ich brauche Dich nicht.
Ich weiß nicht, sagst Du. So lange man sich untereinander gut versteht, geht das ja alles,
egal ob in der Familie, mit den Freunden, in der Klasse, mit den Kolleginnen, in der Konfi-Gruppe.
Ja, Streit muss schon mal sein.
Ein reinigendes Gewitter ist gar nicht so schlecht. Es ist auch wichtig, mal zu sagen: Es tut mir leid, ich habe mich geirrt. Das war Mist, was ich da gesagt habe. Ich hoffe, Du kannst mir das verzeihen.
Aber wenn sich das so festfrisst, wenn beim Versuch, sich auszusprechen, gar nichts rauskommst, wenn die Vorwürfe nur heftiger werden, oder wenn mir jemand hoch und heilig verspricht, sich zu ändern und schon zwei Tage später geht der ganze Scheiß von vorne los,
dann hab ich einfach die Nase voll, dann mag ich nicht mehr, dann ist es besser, man geht sich aus dem Weg und spricht nur das Nötigste miteinander. Warum soll ich meine Feindin lieben, wenn die gar kein Interesse daran hat, dass etwas anders zwischen uns wird.
Glaubst Du an Gott, vertraust Du ihm?
Hast Du Vertrauen zu Jesus, auf dessen Namen Du getauft bist,
den Du in Deiner Taufe angezogen hast, wie ein Kleid, dass Dir steht, dass Dich schützt,
dass Deine Wunden vor den herablassenden Blicken der anderen verdeckt,
bis sich irgendwann doch so etwas wie Schorf auf ihnen bildet und sie nicht mehr ganz so weh tun.
Vertraust Du Jesus, dass er fertigbringt,
was Du selbst nicht fertig bringst, was wir gemeinsam nicht hinbekommen?
Wird Jesus es hinbekommen, dass wir ihm Vertrauen schenken, dass wir ihm glauben,
dass wir ohne ihn nicht können,
dass sein Wort feststeht, dass wir uns auf jedes seiner Worte verlassen können?
Wird Jesus das hinbekommen, dass wir uns trauen, einander zu lieben,
dass wir ihm glauben, dass wir einander nötig haben, dass wir die anderen und dass die anderen uns nötig haben?
Vertrauen fällt nicht vom Himmel, auch das Vertrauen zu Jesus nicht.
Jesus wartet nicht darauf, dass wir den ersten Schritt tun,
er fordert das nicht ein, dass wir ihm vertrauen. Er selbst tut den ersten Schritt.
Er schenkt uns sein Vertrauen. Er ruft uns, lädt uns ein, ihm zu folgen,
die alten Wege hinter uns zu lassen und seine Wege zu gehen.
Er zeigt uns nicht die kalte Schulter,
wenn wir sein Vertrauen missbrauchen, wenn wir es nicht erwidern,
wenn wir nicht damit aufhören, die anderen zu beneiden,
wenn wir uns einbilden, besser als die anderen zu sein, großherziger, geduldiger, bescheidener,
offener, weniger nachtragend, weniger misstrauisch, nicht so verbiestert.
Jesus dreht uns nicht den Rücken zu, wenn wir abhauen, ihn im Stich lassen,
wenn wir uns seiner schämen, dass er so schwach sein kann,
dass in unseren Augen so wenig Staat mit ihm zu machen ist, nichts, mit dem wir von anderen rumprotzen können.
Er zerreißt nicht das Band zwischen uns,
wenn wir ihn dafür verachten, dass er sich anspucken und verhöhnen lässt,
anstatt zurückzuschlagen und sich zu rächen.
Er betet für die, die ihn verfluchen. Er liebt die, die ihn verleugnet haben,
er glaubt ihnen, dass sie ihn noch immer lieben und vertraut ihnen seine Leute an.
Jesus findet sich nicht ab mit dem, was uns voneinander trennt, was uns voneinander unterscheidet, worin die einen den anderen angeblich so überlegen sind:
Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht auf der einen Seite Gottes jüdisches Volk, dass er sich zu seinem Eigentum erwählt hat, dass er in seiner Widerspenstigkeit liebt und in das Land bringt, dass er ihnen versprochen hat, und auf der anderen Seite all die anderen Völker, die dagegen aufbegehren, statt sich darüber zu freuen, mit Israel Mitgesegnete zu sein, denen es Gott an nichts mangeln lässt.
Da sind nicht auf der einen Seite die Sklaven, die Ausgebeuteten und Unterdrückten, die Hungernden, und auf der anderen Seite die, die auf ihre Kosten leben, die sich selbst die Freien nennen und an ihrem Streben nach ökonomischer Überlegenheit, nach immer noch mehr Profit zugrunde gehen.
Da steht sich nicht unversöhnlich auf immer einander gegenüber alles, was männlich und alles, was weiblich heißt. Da sind keine auf ewig vorgeschriebenen Rollenmuster und so einzementierten Machtverhältnisse,.
Da sind nicht auf der einen Seite die Menschen in Tambarare, Tanzania und auf der anderen Seite die im Kirchenkreis Vlotho in Deutschland.
Da stehen sich nicht gegenüber die materiell Armen und die materiell Reichen, und auch nicht die Afrikaner mit den vollen Kirchen und dem starken Glauben den mickrigen, immer kleiner werdenden glaubensschwachen Gemeinden im Kirchenkreis Vlotho,
nicht die vor Krieg und Gewalt und Hunger zu uns Geflüchteten denen, die schon so lange hier leben, oft schon hier geboren sind,
nicht die Jungen den Alten, die Kranken den Gesunden,
die Menschen mit einer Behinderung denen, die blind für ihre eigenen Behinderungen sind.
Da sind nicht die unheilbar Bösen, die den Guten gegenüberstehen, die keiner Fliege was zuleide tun,
sondern Ihr seid alle eins im Messias Jesus.
Was für eine irrsinnig waghalsige Behauptung ist das? Wer will allen Ernstes behaupten, dass es all diese Unterschiede, die wir aufgezählt haben, nicht geben würde?
Wer will behaupten, dass diese Unterschiede unerheblich wären, dass sie nicht in die Waagschale fielen? Wer will das Unrecht leugnen, dass mit vielen von Ihnen verknüpft ist?
Der Messias Jesus weiß, dass diese Unterschiede zwischen uns existieren. Er wird sich hüten, so zu tun, als ob sie ohne Gewicht, ohne Belang wären. Aber er ist ist außerstande, sich mit dem abzufinden, was uns voneinander trennt.
Der Messias Jesus ist einer, der darauf besteht, Unrecht Unrecht zu nennen, damit es bekämpft werden kann.
Er stellt sich unseren Feindschaften in den Weg. Er wird sie nicht als Dauerzustand akzeptieren, den
wir bereit sind, mit ins Grab zu nehmen.
Er tritt ihnen entgegen, so wie er der Feindschaft in den Weg tritt, die ihm selbst entgegenschlägt.
Er holt mich auf den Teppich zurück, wenn ich mich anderen überlegen fühle, wenn ich mir einbilde, wichtiger als die andere zu sein.
Er weiß, dass ich das nötig habe, dass mir das gut tut, dass er mich zurück auf den Teppich holt.
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab. Dazu ist Jesus gekommen, um aus dem Weg zu räumen,
was uns von unserem Gott trennt.
Dazu ist Jesus gekommen, um zu überwinden, was uns voneinander trennt.
Dass er nicht bereit ist, sich mit dem abzufinden, was uns voneinander trennt,
dass hat ihn das Leben gekostet.
In Jesus sind wir eins, egal wie verschieden wir sind. In Jesus gehören wir zusammen, egal wie sehr wir darauf beharren, uns voneinander abzugrenzen.
Im Kontakt mit Jesus haben wir einander nichts voraus. Wir sind Gott nicht näher,
er hat uns nicht lieber als die Christen und Christinnen in Tambarare.
Die Christen und Christinnen in Tambarare sind Gott nicht näher, er hat sie nicht lieber als uns.
Im Kreuz Jesu ist besiegt und überwunden, was zwischen uns steht. Darauf hofft der Messias, dass seine Liebe uns überwindet,
dass seine Sehnsucht nach Gemeinschaft mit uns, sich als stärker erweist als alles, was wir gegeneinander vorzubringen haben.
Darum fleht Jesus seinen Vater im Himmel an,
dass wir eins miteinander werden, so wie er und der Vater im Himmel eins sind.
Wir gehören mit den Menschen in Tambarare zusammen, weil wir zu Jesus gehören. Wir Alten und wir Jungen, wir Kranken und Gesunden,
wir Mädchen und wir Jungen, wir, die wir uns stark fühlen,
und wir, die wir behaupten klein und schwach zu sein, wir grundverschiedenen, fremdelnden Menschenkinder, wir gehören zusammen, weil wir zu Jesus gehören.
Weil er uns zuerst geliebt hat, weil wir seiner Liebe gegenüber gemeinsam im Unrecht sind, weil wir seine Liebe mit nichts verdient haben, weil sie uns dennoch gehört, weil er sie uns dennoch schenkt,
deshalb besteht Hoffnung, deshalb sind wir noch nicht am Ende.
Amen
23 Ehe aber das Vertrauen kam, wurden wir unter dem Gesetz bewahrt,
eng zusammengeschlossen auf das zukünftige Vertrauen hin,
das offenbart werden sollte.
24 So ist das Gesetz unser Erzieher auf Christus hin geworden,
damit wir aus Vertrauen gerechtfertigt würden.
25 Nachdem aber das Vertrauen gekommen ist,
sind wir nicht mehr unter dem Erzieher.
26 Denn ihr seid alle Kinder Gottes durch das Vertrauen zum Messias Jesus.
27 Denn ihr alle, die ihr auf den Messias Jesus getauft seid,
habt den Messias angezogen wie ein Kleid.
28 Da ist nicht Jude noch Grieche, nicht Sklave noch Freier,
da ist nicht männlich noch weiblich: denn ihr seid alle eins im Messias Jesus.
29 Wenn ihr aber dem Messias angehört, dann seid ihr auch Abrahams Samen,
Ihr seid Erben auf Grund der Verheißung.