Roland Tober – Wer bist Du Gott?

Wer ist eigentlich Gott? Im Augenblick sind viele von uns damit beschäftigt, das eigene Leben neu zu strukturieren. Wir denken nach – vielleicht manchmal auch zu viel. Vielleicht auch zu grüblerisch. Da stellen sich ganz elementare Fragen. Wer sind wir Menschen eigentlich? Und wer bin ich? Wie wird mein Leben – und das Leben der Menschen um mich herum – wie wird das Leben in einem Jahr aussehen?Werden wir durch diese Krise durchkommen? Wenn ja, wie? Und Gott – wer bist du? Und wo bist du jetzt?

Zunächst: Wenn ich in der Bibel lese, dann kann ich viele schöne Geschichtenüber Jesus, Gott und die Welt lesen. Wie liebevoll und menschenfreundlich er mit Menschen umgeht. – Zu denen, die allein sind, kommt Jesus. Zu denen, die ihr Leben so richtig verkorkst haben, zu denen kommt Jesus. Zu denen, die isoliert sind, ja sogar aussortiert wurden aus der Gesellschaft, zu denen kommt Jesus. Jesus kommt zu denen, die Schreckliches durchmachen müssen. Er kommt – und lässt uns nicht allein!

In diesen Zeiten werden wir alle erschüttert. Und die Frage nach Gott stellt sich für viele von uns gerade jetzt. Ist der Gott, an den ich bisher geglaubt habe, tatsächlich da? Ist er für alle da? Und wenn er da ist für uns – in welcher Beziehung steht er denn zu uns? Wir müssen nur aufpassen, wenn wir solche Fragen stellen, dass wir nicht unserem Bild, dass wir uns über Gott machen, erliegen.

Also: Wer ist Gott? Angesichts dieserCorona-Katastrophe in der Welt – und im persönlichen Leben vieler Menschen – stehen wir Menschen tatsächlich in der Gefahr, uns selbst ein Gottesbild zu machen, das unserem Leben dann zusätzlich hart zusetzt. „Warum lässt Gott das zu?“, fragen wir vielleicht. Und dann wird es plötzlich „philosophisch“. Entweder er will das nicht verhindern – dann ist er nicht gerecht und gut. Oder er kann das nicht verhindern – dann ist er nicht allmächtig. Oder er kann es und will es so – aber warum gibt es dann dieses Leiden? Wie wir es auch drehen und wenden: Von unserer Logik aus ist Gott mit diesen Fragen immer disqualifiziert.

Liebe Hörerin, lieber Hörer, kennen Sie solche Fragen auch? „Womit habe ich das verdient?“ So fragen viele in ihrer Verzweiflung. Dahinter steckt ein Gottesbild mit juristischer Logik. Nämlich: Jedem Leid muss ein persönliches Vergehen vorangegangen sein. Und das Leiden wird als logische Strafe Gottes verstanden. Schrecklich – solch ein „Glaube“! Jesus hat einmal diesen Schuld-Strafe-Mechanismus bei seinen Jüngern scharf zurückgewiesen. Tun wir das auch.

„Du darfst nicht fragen: Warum. Du musst fragen: Wozu“, kann man manchmal hören. Dahinter steckt ein Gottesbild mit pädagogischer Logik. Alles Leiden muss entsprechend erzieherisch gedeutet werden. Ja, vielleicht kann der eine oder die andere nach langer Zeit für sich selbst einen gewissen Sinn erkennen. Aber auch diese Logik kann uns in eine noch größere Dunkelheit stürzen. Seien wir auch damit sehr vorsichtig.

Gibt’s denn keine Antwort auf unsere schmerzlichen Warum-Fragen? Ich gebe zu, dass ich keine Antworten habe. Wir Menschen können diese Fragen eben nicht rational klären. Darum habe ich auch große Schwierigkeiten mit denen, die das zu wissen meinen mit ihren menschlichen Erklärungsmodellen.

Gibt’s wirklich keine Antwort? Doch. Aber es ist keine Antwort mit klugen Worten. Mit menschlich-klugen Worten erreichen wir im Leiden und in der Krise nicht wirklich Hilfreiches. Denn solche menschlich-klugen Worte wirken eher wie billiges Vertrösten, so nach dem Motto: „Das wird schon irgendwie werden!“

Was ist denn nun die Antwort? Die Antwort liegt jenseits aller „Erklärungsmodelle“. Sie kann nur von Gott selbst kommen. Und das Schöne und Mutmachende ist, dass Gottes Antwort unübertrefflich anders ist als unsere Erklärungsmodelle. Seine Antwort auf unser Leid ist nämlich nicht rational, sondern personal!

Noch mal: Gottes Antwort auf unsere Fragen und unser Leid ist nicht rational, sondern personal! Das nämlich haben die Menschen der Bibel immer wieder erlebt. Das allein hat Menschen des Glaubens durchgetragen – im Leben und im Sterben. Denn Gott kommt ganz persönlich.Tröstend kommt Gott. Wie eine Mutter, die ihrem Kind in seiner Not nicht „Erklärungsmodelle“ bietet, wenn es sich weh getan hat – sondern ihr Kind in die Arme nimmt. So kommt Gott, um uns in seine Arme zu schließen!

Was bin ich froh, dass Gott nicht als eine Idee oder als ein Modell zu uns kommt. Er investiert sich selbst – kommt ganz persönlich. In Jesus Christus kommt erals die liebevolle Zuwendung Gottes zu uns. So ist er der Gott, der da ist. Für uns. Jetzt.Und ganz persönlich. Und weil er da ist, dürfen wir uns zu ihm wenden und uns ihm hingeben. Deshalb möchte ich mit Ihnen beten, mit Worten des 23. Psalms:

„1 Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.  2 Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.  3 Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.  4 Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.  5 Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.  6 Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“

Amen.

Dieser Beitrag wurde unter Andachten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert