Trauspruch: Hebr.. 10,24
SL: Hohelied 8,6f
Liebe ist nicht nur ein Wort; Herr, deine Liebe; Halte deine Träume fest; Danke für diesen guten Morgen
Liebe Katrin, lieber Garvin, liebe Gemeinde!
Heute kann es regnen, stürmen oder schnein, denn ihr strahlt ja selber wie der Sonnenschein. Wenn das schon auf jeden beliebigen Geburtstag zutrifft, wie viel mehr gilt das heute für den Tag Eurer Hochzeitsfeier, den Tag Eurer kirchlichen Trauung, an dem ihr vor Gott und den Menschen öffentlich „Ja“ zu einander sagt, wie Ihr auf dem Umschlag Eures Liedheftes für den Gottesdienst noch einmal hervorgehoben habt. So leuchtend ist Euer Strahlen, dass es von gestern auf heute allen Nebel und alle Regenwolken weggepustet hat.
Endlich, nach all den Wochen und Monaten der Vorfreude und Erwartung, der anspannend und aufregend-schönen Vorbereitungen auf Euer Fest ist der 10. Oktober endlich da, der Tag, der in Eurer Beziehung so eine richtungsweisende Bedeutung hat, dass für Euch gar kein anderer Termin als Hochzeitsdatum in Frage kam. Ein ganzer Trupp von lieben Menschen war vor zwei Wochen hier, um die Räumlichkeiten vor Ort genau zu inspizieren, nichts dem Zufall zu hinterlassen und es hatte schon seinen guten Grund, dass Garvin bei diesem Teil der Vorbereitungen nicht dabei sein durfte.
Nun sind alle Eure Verwandten und Freunde da, um mit Euch zu feiern und fröhlich zu sein und Gottes verheißende Worte für Eure Ehe zu hören.
Zu unserem Traugespräch bin ich vor ungefähr einem Monat bei Euch in der Wohnung in Oetinghausen gewesen. Ich habe noch nie ein so langes Traugespräch geführt. Wenn ihr nicht zu einem Geburtstag eingeladen gewesen wärt und es ohnehin schon weit über die Zeit gewesen wäre, wer weiß, vielleicht hätten wir an diesem Samstagnachmittag noch bis zum Dunkelwerden weiter geredet. Was mich sehr beeindruckt hat und das ist viel wichtiger als die Länge, dass war die Offenheit, mit der Ihr über Eure Beziehung gesprochen habt, über Eure Unsicherheiten und Eure Entschlossenheit, darüber wie Ihr Euch selbst und wie Ihr euch gegenseitig seht und erlebt, was Ihr schon gemeinsam durchgestanden habt, und was Ihr Euch für die Zukunft Eurer Ehe erhofft.
Weil ich Katrin seit Ihrer Konfirmationszeit kenne, darüber hinaus auch einen guten Teil ihrer Familie, ihre Eltern, ihre Brüder Sebastian und Tobias seitdem sie vor 20 Jahren in unserem kleinen Jugendkreis waren, ihre Tante und ihre Großeltern in der Winterbergstraße, hat Garvin mir zu Beginn unseres Gespräch versucht, einen möglichst genauen Einblick in seine Familie zu geben, wie er aufgewachsen ist und wie er erzogen wurde, mit viel Großzügigkeit und Liebe, aber ohne in irgend einer Weise dabei verwöhnt zu werden, da musste schon mal zwei Wochen Holz für den Winter gehackt werden, um sich eine Wunsch zu erfüllen.
Garvin hat von seinen Großeltern in Bünde und Falkendiek erzählt und was sie ihm bedeuten, dass er ehrgeizig ist und wie wichtig für ihn daher der Erfolg im Beruf ist, von seiner Liebe zur Natur,, wie gut es ihm tut, im Garten zu arbeiten und hinterher zu sehen, was er geschafft hat.
Und dann hast Du, Garvin, aus Deiner Sicht zu erzählen begonnen, wie das vor fünf Jahren mit Katrin und Dir angefangen hat, welche Rolle Tobi und Sebastian dabei gespielt haben, dass Ihr Euch dann auf einer WG-Party kennen gelernt habt, dass Katrin zunächst mal gar nicht offen für eine neue Freundschaft war und Du trotzdem ein Jahr dran geblieben bist.
Und dann kam dieser kalte 10. Oktober mit dem Fahrradunfall, dem verkeilten, äußerst schmerzhaften Schlüsselbeinbruch, dem langen Warten bis endlich ein Arzt kommt und mit Morphium die Schmerzen lindert, so dass man auf dem Weg zur OP ins Krankenhaus schon wieder Witze machen und sich weigern kann nur wegen so einem Schlüsselbeinbruch das schöne neue Biker-T-Shirt, das man gerade erst zum Geburtstag geschenkt bekommen hat, zu ruinieren.
Ich bin dann sofort zu ihm ins Krankenhaus gefahren, hast Du Katrin erzählt, und als ich ihn da so in seinem Bettchen liegen sah, da war auf einmal klar: jetzt probieren wir’s. Dann waren auch Garvins Eltern da und Ihr habt Euch geküsst, und der Rest ist alles andere als Geschichte, aber es war der Anfang, der Euch nicht wieder losgelassen hat.
Garvin hat weiter erzählt von der Mischung aus glücklichem Zufall und kurzfristiger Entschlossenheit, mit der Ihr im März darauf zu Eurer ersten gemeinsamen Wohnung gekommen seid. „Das war gut, das war die richtige Entscheidung“, hasst Du Garvin gesagt, ich bin dadurch etwas seßhafter geworden, vorher war meine Wohnung nicht mehr als ein Ort zum Schlafen, jetzt ist das zu Hause für mich ein Ruhepol.
Ziemlich bewegte Sesshaftigkeit, dass muss ich schon sagen, wenn ich an all die beruflichen Veränderungen in den darauffolgenden Jahren – 2 Jahre gleichzeitig aufzehrender und lehrreicher Außendienst mit jeder Menge Schulungenn für die Firma Brax bis zum Wechsel in die Disponententätigkeit vor Ort bei Katrin, Anstellung in Frankfurt, Zweitstudium mit immer wieder einwöchigen Aufenthalten in St. Gallen, Schweiz, Kündigung und neue Jobsuche bei Garvin, von gemeinsamen tollen Aktiv-Urlauben als notwendigem Gegenpol.
Katrin hat bei alle dem die meiste Zeit zugehört, eine nicht nur weibliche vorzügliche Strategie, die Zügel in der Hand zu behalten, vor allem aber, wie sie zu Garvin gesagt hat: weil ich Dir gerne zuhöre, weil es sich beim erneuten Zuhören aus Deinem Mund alles so neu und frisch anhört.
Von Katrins Impulsivität habt Ihr erzählt, von Eurem Hang zu und Eurer Lust am Diskutieren, die Meinungen ausfechten und Streiten habt Ihr berichtet, bei Dinge, die Euch wichtig sind, gerne aber auch über irgendwelchen Alltagsquatsch, ein Faible, das den Menschen, die Euch lieben und manchmal sogar Euch selbst Sorgenfalten auf die Stirne treibt.
Ihr habt davon berichtet, wie Ihr daran arbeitet, was Ihr dabei lernt, was Euch wachsen lässt, was Euch schon geholfen hat, ruhiger zu werden, Euch Zeit zu nehmen, über das nachzudenken, was dran sein könnte, an dem was der andere, die andere sagt.
Eigentlich könnte mir Garvin doch einen Antrag machen, hast Du Katrin, überlegt, und weil der erst Mal ausbliebt, als Du Dich letztes Jahr vor Weihnachten hingesetzt und für Deinen im Advent so komisch schroffen Garvin aufgeschrieben, was Du über Eure Beziehung denkst, was Du willst und was Du Dir wünschst.
Es wurde Heiligabend und es gab für Garvin schöne neue Skistiefel und für Dich nur Kleinigkeiten, bis dann die Holzbox auftauchte, mit den ausgeschnittenen Herzen und den Verlobungsringen und Du einfach nur sprachlos warst. Die Überraschung hat Garvin wirklich gut hinbekommen. Schön war das, beim Weihnachtsessen der Familie von den aufregenden Neuigkeiten zu erzählen, bei Schwiegerpapa die endgültige Erlaubnis einzuholen, ob man seine Tochter heiraten darf.
Dann haben wir Euren Trauspruch angesehen, den Ihr aus einer Reihe von verschiedenen Bibelworte ausgesucht und bei dem Ihr all das, wir bisher über Euch beide gehört haben, in Euren Köpfen und Herzen bewegt habt:
Er steht im 10. Kapitel des Hebräerbriefs. Der vierundzwangzigste Vers dort lautet: Lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Taten. Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe das sind Worte und Taten, als Zeichen der Liebe ist Jesus gestorben, als Zeichen der Liebe für diese Welt, habt Ihr uns gleich zu Beginn Eures Traugottesdienstes singen lassen.
Die Liebe ist eine Einheit aus Worten und Taten. Sie fällt nicht vom Himmel. Sie macht sich nicht abhängig vom Überschwang und von der Stärker ihrer Gefühle. Sie macht sich Mühe um die andere. Sie lässt sich diese Mühe Schweiß und Herzblut kosten und sie tut das gerne, weil sie es so und nicht anders will.
Lasst uns aufeinander Acht haben. Lasst uns Acht haben auf dass, was den Andren beschäftigt, was ihm nahe geht, was ihm Tränen in die Augen treibt, was ein Lachen auf sein Gesicht zaubert, was ihm auf der Seele liegt und ihm Angst macht, lasst uns Acht haben darauf wo der andere meinen Schutz braucht, dass ich mich vor ihn stelle, dass ich ihr den Rücken stärke. Lasst uns achten auf das, was den Andren antreibt, was ihn zögern lässt und was ihn mutlos macht.
Lasst uns den Andren, die Andre achten, in dem, was sie sagt, in dem, was sie tut, in dem, was sie denkt und entscheidet, in dem, wo sie mir widerspricht und widersteht.
Lasst uns einander achten als den Menschen, den Gott mir geschenkt hat, für den er mir Verantwortung gegeben hat, der auf ich zählt, der auf mich rechnet, in guten wie in bösen Tagen, in Armut wie in Reichtum, in Gesundheit wie in Krankheit.
Lasst uns den anderen achten als den Menschen, den Gott liebt, von Mutterleib an, lange bevor ich das getan haben.
Lass mich Garvin lass mich Kathrin achten als den Menschen, den Gott liebt, er unter allen Umständen zuerst, wenn es sein muss ganz einseitig, mit einer Liebe, die niemals aufhört, die sich ihr gegenüber nicht aufbläht, die keinen Mutwillen mit ihm treibt, die alles glaubt, die alles duldet, die alles hofft, die Katrin mit einer Liebe liebt, die bereit war, für sie zum zum Äußersten zu gehen, die bereit war, für Garvin das eigene Blut zu vergießen, weil sie nicht von ihm lassen kann, weil sie alles daran gesetzt und nichts unterlassen hat, um sich den Weg zu ihm bahnen und alles aus dem Weg zu räumen, was Garvin daran hindern könnte, seine Nähe zu entdecken.
Lasst uns aufeinander Acht haben, als Menschen die Gott für so kostbar erachtet, dass er Katrin und Garvin gemeinsam mit eben dieser nicht endenden Liebe liebt.
Lasst uns einander anreizen zur Liebe und zu guten Taten.
Lasst uns von Gottes Liebe anstecken. Lasst uns von der Liebe, mit der Gott uns liebt, anreizen, einander zu lieben. Die Liebe kommt vom Himmel, sie ist ein Gabe Gottes, aber sie fällt nicht vom Himmel. Sie will geweckt werden, sie wartet auf die Berührung, auf das lösende Wort,, auf einen mit zitternder Hand geschriebenen Brief, auf eine Holzkiste mit unvorhersehbarem Inhalt, auf einen leicht zu übersehenden, sehr alltäglichen, verlässlichen, beharrlichen Schritt, sie wartet auf ein sichtbares Zeichen, dass Dir vergeben ist. Sie wartet darauf in den Hochzeiten, sie wartet noch mehr darauf, wenn Du am Boden liegst.
Lasst uns einander anreizen zur Liebe und zu guten Taten. Lasst uns für den anderen aus dem Weg räumen, was ihm den Weg, was ihr den Weg zu mir versperrt. Die Liebe traut sich, etwas zu tun. Sie kalkuliert nicht, sie schielt nicht auf das Ergebnis. Sie riskiert, sie geht den ersten Schritt, sie lässt sich nicht verbittern. Sie hofft das der andere, dass die andere ihr folgt. Aber sie stellt keine Bedingungen. Sie tut, was sie tun will, aus Liebe.
Ihr steht mit dem, was Ihr Euch gleich gegenseitig versprecht, Katrin und Garvin, nicht allein. Gottes Liebe, die ihr Blut für uns vergossen hat, ist die Quelle Euer Liebe. Schöpft aus dieser Quelle, sie hört nicht auf zu sprudeln, sie wird nicht versiegen. Sie ist nicht am Ende, wenn wir am Ende sind. Schöpft aus Gottes Quelle, heute und an jedem neuen Tag.
Amen
Ich nehme Dich, Katrin, zu meiner Frau, zu meinem Mann, ich verspreche hier vor Gott und seiner Gemeinde, Dich zu lieben, zu beschützen und zu trösten. Ich verspreche, Dich nicht zu verlassen, weder in guten noch in bösen tagen , weder in Reichtum noch in Armut, weder in Gesundheit noch in Krankheit und Dir die Treue zu halten für immer, mit Gottes Hilfe. Amen
Ich nehme Dich, Garvin zu meinem Mann, ich verspreche hier vor Gott und seiner Gemeinde, Dich zu lieben, zu beschützen und zu trösten. Ich verspreche, Dich nicht zu verlassen, weder in guten noch in bösen tagen , weder in Reichtum noch in Armut, weder in Gesundheit noch in Krankheit und Dir die Treue zu halten für immer, mit Gottes Hilfe.
Amen