2015, 09, 27, Danke für das Brot, Ps 104,14f, Erntedank
690, Auf, Seele, Gott zu loben, Du hast uns deine Welt geschenkt, Wir pflügen und wir streuen, Gott, dafür will ich dir Danke sagen, Wir pflügen und wir streuen, Geh unter der Gnade
Mats kauft ein. Er kauft ein Brot. Er bedankt sich bei der Verkäuferin für das Brot. Warum macht er das? Ob Mama oder Papa oder Oma gesagt haben, Er soll immer „Danke sagen“, wenn er etwas bekommt. Aber die Verkäuferin hat Mats das Brot gar nicht geschenkt. Er hat für das Brot bezahlt. Und wenn man für etwas bezahlt hat, dann muss man doch nicht „Danke“ sagen oder?
Die Verkäuferin wundert sich nicht, das Mats sich für das Brot bedankt Vielleicht, weil sie weiß, wie gut das Brot schmeckt, das sie in ihrem Laden verkauft, besonders wenn es noch frisch ist. Vielleicht hat sie ihrer Familie auch schon von diesem Brot mitgebracht. Und ihre Kinder haben gesagt: „Mmmh, Mama!“ das schmeckt aber gut.
Vielleicht ist die Verkäuferin nicht hier bei uns in Deutschland geboren. Vielleicht kommt sie aus einem Land, in dem man nicht jederzeit einfach so Brot kaufen kann, weil längst nicht jede Familie sich Brot leisten kann, weil es einfach nicht genug Brot gibt. Nein, die Verkäuferin wundert sich nicht, dass Mats „Danke für das Brot“ sagt. Es gibt gute Gründe, für das Brot „Danke“ zu sagen.
Sie sagt nur: Bei mir bist Du an der falschen Adresse. Das Brot kommt nicht von mir. Ich verkaufe es nur, genauso wie all die andren leckeren Sachen, die es bei uns im Laden gibt: den Strac
ciatelli-Joghurt, die Tiefkühl-Pommes, die Schoko-Riegel, die Fisch-Stäbchen. Ich hab von all den Sachen gar nichts gemacht. Ich hab sie nicht hergebracht. Ich verkaufe sie nur. Du musst Dich nicht bei mir, Du musst Dich bei unserem Lieferanten bedanken.
Da hat sie natürlich Recht. Und trotzdem, habe ich gestern bei Eurer Probe gedacht. Warum eigentlich „nur“. Wenn die Verkäuferin nicht den ganzen Tag in ihrem Laden steht und verkauft, wie solltest Du dann an das Brot kommen?
Was hättest Du jetzt an der Stelle von Mats gemacht, wenn Du als Antwort bekommen hättest: „Du musst Dich woanders bedanken.“ Hättest Du gedacht: Na dann eben nicht! Genug Zeit vertrödelt. Nichts wie ab nach Hause. Mama das Brot geben und endlich mit meinen Freunden weiterspielen oder bei meinem Computer-Spiel das nächste Level knacken?
Mats macht das nicht. Er ist hartnäckig. Ihm ist das Ernst mit dem Danke-Sagen. Er hat eine Engelsgeduld. Der Lieferant schickt ihn zum Bäcker, der Bäcker zum Müller, der Müller zum Bauern und der Bauer zur Sonne. Zu jedem sagt er: Danke für das Brot und überall bekommt er fast dieselbe Antwort: Bedank Dich nicht bei mir. Ich habe doch nur das Brot ausgefahren, ich habe nur gebacken, ich habe nur gemahlen, ich habe nur gesät, ich habe nur meine Strahlen auf die Erde geschickt. Du musst Dich bei jemand anderem bedanken.
Ich habe mich ja schon bei der Verkäuferin über das „nur“ gewundert. Bei den anderen wundere ich mich erst Recht darüber. Die haben doch alle einen sehr wichtigen Teil dazu beigetragen, dass am Ende ein duftendes frisches Brot dabei herausgekommen ist. Oder seht Ihr das anders?
Aber Noa, Ole, Leo, Paula, Lilly und die lassen sich von mir nicht beirren. Sie schicken Mats immer weiter, von einem zur andren. Und dann ganz zum Schluss, wie auf Kommando oder so als ob sie sich schon die ganze Zeit abgesprochen hätten, stimmen sie mit der Sonne ein: Bedank Dich bei Gott.
Bedank Dich bei dem, der uns alle geschaffen hat. Bedank Dich bei dem, der uns Energie gegeben, der es hat regnen und wachsen lassen. Bedank Dich bei dem, der uns Hände und Füße, Geschicklichkeit und Verstand gegeben hat,
Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in den Höchsten Hand.
Gott lässet Saaten werden zur Nahrung Mensch und Vieh. Er bringet aus der Erden das Brot und sättigt sie. Er sparet nicht an Güte, die Herzen zu erfreuen. Er schenkt die Zeit der Blüte, gibt Früchte, Öl und Wein. So haben wir gleich zu Anfang gesungen, in dem Lied das nach dem 104. Psalm gedichtet ist.
Und in „Wir pflügen und wir streuen“ singen wird: Es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott. Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm Dank, drum dankt ihm Dank und hofft auf ihn.
Das ist unser fröhliches Bekenntnis heute am Erntedankfest , jedes Jahr aufs Neue. Wir sind keine selbstgemachten Menschen. Wir leben davon, dass Gott segnen will und dass er es tut. Wir können noch so sehr schuften und uns abrackern, mit unseren Händen, mit unseren Füßen, mit unserem Verstand, mit unsrem Herz. Was wir uns wünschen, wonach wir uns sehnen, wenn Gott nicht seinen Segen dazu gibt, dann wird nichts da draus. Wie oft habe ich schon diese Erfahrung gemacht. Die schönsten Dinge im Leben passieren, wenn ich am wenigsten darauf gefasst bin.
Ich weiß, ich wünsche mir das so oft, dass es anders ist, dass die Leute mir danken sollen, für meine Mühe und meine Anstrengungen, für meine guten Absichten, für meine Ausdauer und Beharrlichkeit. Es ist auch schön, es tut auch gut, wenn ich dafür gelobt werde.
Aber das ist weit weg, das ist ein Geringes im Vergleich zu der Freude, um die es am Erntedankfest geht.
Es geht am Erntedankfest um die Freude darüber, sich von Gott beschenken zu lassen, um die Freude darüber, was Gott uns wachsen und reifen und ernten lässt, auf unseren Wiesen und Feldern, im Tun unserer Hände und im Ruhen lassen unserer Hände, in den Menschen, mit denen er uns zusammen bringt, in den Menschen, mit denen er uns nun schon so viele Jahre zusammen hält.
Wir feiern am Erntedankfest, wie reich unser Gott ist, reich in jeder Hinsicht, reich an Güte und Barmherzigkeit, reich an Recht und Gerechtigkeit, an Brot und Wein, an Dingen, die das Antlitz des Menschen schön machen. Wir feiern, dass er nichts von seinem Reichtum für 9i9ii9iizhz7ich alleine haben will. Wir feiern seine Lust daran, seinen Reichtum verschwenderisch unter uns auszuteilen: unter seinen Tieren und unter seinen Menschen.
Allen Unwettern zum Trotz: was Gott auf unserer Erde wachsen lässt, reicht alle Male aus, um alle hungernden Menschen der Erde satt zu machen. Es reicht aus für die Flüchtlinge und die Hartz-IV-Empfänger, für die Kranken und die Gesunden, für die Alten und für die Jungen, für Deine Geschwister und für Dich. Unser reicher Gott, der heile Dich und mich von all unserer Kleinkrämerei, von all unserer Sorge um uns selbst, um unsere Gemeinde, von der Angst, was Menschen uns antun können. um das, was andere tun. Er öffne uns die Augen für seinen Reichtum, für das, was er unter uns zustande bringt, er stecke uns an mit seiner Lust, verschwenderisch auszuteilen.
Amen