Predigt vom 27.7.2014

Liebe Gemeinde,

Ich bin heute direkt bei dem ersten Vers unseres Textes hängen geblieben, der so reich an Bildern ist, in dem wir als Könige und Priester bezeichnet werden. Und innerhalb des ersten Verses gleich an den allerersten Worten: Legt ab! Legt es weg! Packt es einfach beiseite! Den schwere Koffer den Wäschestapel, Dein blödes Buch, was auch immer. Ich weiß nicht genau, ob das griechische Wort das als Übersetzung hergibt, aber ich denke bei„Legt ab“ auch an „Zieht aus!“ Euer schmutziges T­Shirt, das verschwitzte Kleid, die engen Hosen, oder auch die Stützstrümpfe die Euch den ganzen Tag bei der Hitze zur Weißglut gebracht haben. „Legt ab!“da höre ich raus, „Es wird gehen, es nicht unmöglich, es ist machbar, für die meisten sogar ein Klacks, ein Kinderspiel, die alltäglichste Sache von der Welt. Und wenn Du das mit den Stützstrümpfen alleine nicht mehr hinbekommst, dann bittest Du eben jemand um Hilfe, Deine Tochter, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommt, den freundlichen Pfleger von der Diakonie. „Legt ab, alle Bosheit, allen Lug und Betrug, und die Heucheleien, die Neidanfälle und alle üble Nachrede.

Da bin ich hellhörig geworden, bei der Aussicht, das alles einfach ablegen, beiseite legen zu können, wie einen hinderlichen oder zu schweren Gegenstand, oder wie ein durchgeschwitztes, schmutziges Kleidungsstück. Das klingt für mich verlockend, verführerisch. Das ist eine Superaussicht. Weil, für mich ist dieses Ablegen alles andere als ein Kinderspiel.Ist das bei Dir anders? Bist du pikiert, was Du mit Bosheiten, mit Neid und Heuchelei zu tun haben sollst. Gehen Dir diese Sätze schwer oder gar über die Lippen: Ich begehe Bosheiten,nicht nur in Gedanken, auch in Taten, ich widerspreche nicht jedes Mal, wenn andere ein zugutes Bild von mir haben, es gibt Menschen, die ich immer wieder um die gleiche Sache beneide,um ihr Glück, um ihren Erfolg, um ihre Redegewandtheit, um ihre offensive Art. Es gibt Situationen, in denen ich heuchele in denen ich es schaffe, anderen mehr Interesse vorzuspielen,als bei mir tatsächlich vorhanden ist. Ich werfe Menschen, die ich liebe, schlimme Dinge an den Kopf, wenn auch manchmal nur in Gedanken, aber was heißt schon „nur“. Ich erzähle negative Sachen über einen anderen Menschen, obwohl ich ihm selber das noch nicht gesagt habe, dass ich ihn so sehe.Ist das so, dass Dir solche Sätze schwer bis gar nicht über die Lippen gehen? Warum? Weil das auf Dich alles nicht zutrifft? Weil Du das nicht gerne zugibst, dass es auf Dich zutrifft, wenigsten nicht hier, vor den anderen.Oder sagst Du, na ja, da trifft schon einiges von auch auf mich zu, aber was soll’s? Bin ich der Papst? Hab ich Ambitionen mit einem Heiligenschein rum zu laufen? Und überhaupt: Was soll daran so schlimm sein?Das ist normal, das ist menschlich. Das machen die anderen auch. Das gibt sich wieder. Und die wirklichen Bosheiten, die passieren anderswo: in Syrien, im Sudan, die Panzer, die wir nach Saud i­Arabien liefern, die Frauen und Mädchen, die in Indien zwangs vergewaltigt werden, da kannst Du, da können Sie Gift drauf nehmen.Ich will das gar nicht alles in einen Topf werfen und so tun, als ob es da keine Unterschiede gäbe.Noch weniger Lust habe ich, meine eigenen Bosheiten und die von anderen Menschen gegeneinander auszuspielen.Das bringt mich nicht weiter. Und ich behaupte einfach: Egal, was Du sagst, es bringt Dich auch nicht weiter. „Legt ab alle Bosheit, allen Lug und Betrug, und die Heucheleien, dieNeidattacken und alle üble Nachrede. Ich bleibe dabei. Das ist eine Super­Aussicht, dass die Chance besteht, möglichst viel davon abzulegen, loszuwerden. Die Bosheiten, die ich anderen innerlich an den Kopf werfe, meine Neidattacken, meine Heuchelei, das tut mir nicht gut, dabei fühl ich mich nicht gut, sondern mies und es macht mich schlecht gelaunt. Es tut den andren nicht gut. Als Neidhammel bin ich kein lebendiger Stein im Haus unserer Gemeinde sein.Das Gegengift, das Heilmittel? Saugt es in Euch auf, wie die neugeborenen Säuglinge die unverfälschte Muttermilch aufsaugen als das einzig wahre, logische Nahrungsmittel. Auch wenn Ihr Euch nicht mehr daran erinnern könnt wie das war, als ihr selber noch Säuglinge wart, das habt Ihr doch alle schon gesehen: wie ein neugeborenes Kind schmatzen und begierig an der Brust seiner Mutter saugt. Das Gegengift, das Heilmittel, Eurer einzig wahres, logischesNahrungsmittel lautet so:Saugt Euch damit voll, kostest das bis zum letzten Tropfen aus, wie freundlich der Herr ist, wiegütig. Erkennt Ihr, dass er es ist, der Euch wie niemand sonst auf dieser Welt nützt, ohne dass Dudeshalb ein schlechtes Gewissen von wegen ausnützen haben musst?. Wie oft habt Ihr, wie ofthabe ich das schon gehört, dass wir einen gütigen, einen freundlichen Herrn haben, einen, der Dirnützlich ist wie nichts sonst auf der Welt? So oft, dass Dir das zum einen Ohr rein und zumanderen Ohr rausgeht, ohne dass Du weiter darüber nachdenkst, ohne dass Dich das berührt, ohne dass Dich das trifft?  Wann saugst Du das begierig wie ein neugeborenes Kind in Dich auf, dass wir einen gütigen, dass wir einen freundlichen Herrn haben? Wenn Du heute zum Abendmahl gehst? Ja, dazu ist das Abendmahl da, dass es uns hilft, Gottes Güte und Freundlichkeit begierig in uns aufzusaugen. Aber hoffentlich passiert uns das nicht nur beim Abendmahl! Was zeichnet die Güte und Freundlichkeit unseres Herrn Jesus aus? Was macht sie besonders? Was macht sie so anstößig, so angreifbar, dass die Bauleute diesen von Gott gesetzten Eckstein wegwerfen, weil sie ihn für unbrauchbar halten?Erinnert Ihr Euch an die wütenden Arbeiter aus Jesu Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg?So eine Unverschämtheit! Wie kann dieser Weinbergbesitzer, den Leuten, die gerade mal eine Stunde gearbeitet haben, genau das Gleiche zahlen wie uns, die wir von morgens bis abends einschließlich der Glutmittagshitze in seinem Weinberg geschuftet haben? Der spinnt doch, der hat sie nicht mehr alle?Und der Weinbergbesitzer bleibt ganz ruhig und sagt: Guckt ihr deshalb so sauertöpfisch, seid ihr deshalb so wütend, weil ich so gnädig bin. Bin ich nicht frei, mit meinem Geld zu tun, was ich für richtig halte. Ihr habt genau das bekommen, was ich mit Euch ausgehandelt habe.Das ist  das Heilmittel, das ist das Gegengift gegen alle Bosheit, die in uns steckt: uns freuen, dass wir einen Herrn haben, der wie dieser Weinbergbesitzer ist, der seine Arbeiter nicht nach geleisteter Arbeit bezahlt, sondern nachdem, was sie zum Leben brauchen, und der darüber mit ihnen verlässliche Verträge abschließt. Uns diese verlässliche Güte gefallen lassen, uns mit denen freuen, denen diese Güte zu teil wird, mich freuen, dass mir diese Güte zuteil wird, die Sorge fahren lassen, dass es für mich nicht reichen könnte. Entdecken,dass wir einen reichen Herrn haben, reich in vieler Hinsicht , vor allem aber darin, wie weit er mit seiner Barmherzigkeit zu gehen bereit ist. Uns von diesem Herrn das Zählen verbieten lassen, das Abzählen, meine wie­du­mir, so­ich­dir­Rechnungen. Das ist das Heilmittel, das ist das Gegengift gegen alle Bosheit, die von uns ausgeht, dass wir einen Herrn haben, der zu den Sündern kommt, der zu mir Sünder kommt, der mich sucht und der mir nachgeht, einen Herrn, der mich sucht und der mir nachgeht, wenn ich heuchele, wenn ich versuche, mich vor anderen in ein besseres Licht zu stellen, wenn ich mit meinen Neidgefühlen kämpfe und nicht weiß, wie ich dagegen ankommen soll, der mich sucht und der mir nachgeht, wenn ich Angst habe, einem Menschen direkt zu sagen, was mir an ihm nicht passt. Das ist das Heilmittel, das ist das Gegengift gegen alle Bosheiten, die ich in meinem Herzen schmiede, dass wir einen Herrn haben, der nicht aufhört, für uns zu beten, der nicht aufhört für mich zu beten, wenn ich mich wie sein Feind aufführe, der nicht aufhört, für mich zu beten, wenn ich Anstoß an seiner Güte nehme, wenn ich ihm Vorhaltungen mache, dass das nun wirklich zu weit geht, wenn ich mich gegen die Güte sträube, die er mir zuteil werden lässt, wenn mir schon wieder nichts Besseres einfällt, als auf meine Leistungen zu pochen. Das ist Gottes Heilmittel, sein Gegengift gegen alle Bosheiten, die versuchen, Macht über uns zu bekommen: er lässt uns nicht im Ungewissen darüber, wie wir mit ihm dran sind, er lässt sich nicht durch unsere Rückfallraten irritieren, er hält fest an seiner Wahl, an der Entscheidung, die er getroffen hat. Wie viel gute Grunde wir ihm auch liefern: Er schämt sich unser nicht, : Er nennt uns sein auserwähltes Geschlecht, er nennt uns Könige und Priester, er zieht uns den Zahn als wären wir gegenüber seinem erstgeborenen Sohn Israel immer nur zweite Wahl: er nennt uns sein heiliges Volk, er nennt uns sein Eigentum. Das ist unsere Berufung, das ist unser Vorrecht, dass wir als Gemeinde davon Zeugnis ablegen dürfen: dass wir sein Volk sind, sein Eigentum, dass es uns an nichts mangelt, solange er Wohlgefallen an uns hat, solange er uns sein Erbarmen nicht entzieht. Das ist unsere Berufung, das ist unser Vorrecht, von dem Herrn Zeugnis abzulegen, der uns der Sklaverei der Sorge­um­uns­selbst herausführt.

Amen

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert